Förderverein Theater-Dokumentation e.V.
Angeregt von Bertolt Brechts Modellbüchern und Walter Felsensteins Regie-Chroniken haben Mitglieder der Akademie der Künste (Ost) ab Mitte der 1960er Jahre mit der Herstellung von Inszenierungsdokumentationen begonnen und zwar zunächst gemeinsam mit dem Verband der Theaterschaffenden der DDR, der sie ab 1974 eigenverantwortlich fortgesetzt hat. Der gemeinnützige kulturelle Förderverein Theaterdokumentation e.V. hat sich am 6.11.1990 gegründet, um die Archiv- und Bibliotheksbestände des sich auflösenden Theaterverbandes zu übernehmen und die Dokumentations- und Publikationstätigkeit fortzusetzen.
1994 erfolgte die Übernahme der Bestände sowie der MitarbeiterInnen des Zentrums für Theaterdokumentation und –Information durch die Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg. Die „Sammlung Inszenierungsdokumentationen“ ist Teil des Archivs Darstellende Kunst der Akademie der Künste Berlin und wird durch den dort angesiedelten Arbeitsbereich Inszenierungsdokumentation fortlaufend durch neue Dokumentationen ergänzt. Der Förderverein Theaterdokumentation e.V. unterstützt den Arbeitsbereich durch die Herstellung von Inszenierungsdokumentationen, Interviews, retrospektiven Dokumentationen und Publikationen.
„Der Förderverein Theaterdokumentation e.V.“ hat sich zum Ziel gesetzt, zum Austausch künstlerischer Erfahrungen unter den Theaterschaffenden, zur ästhetischen Bildung des Publikums und zur theaterwissenschaftlichen Ausbildung und Forschung beizutragen. Der Verein fördert die Zusammenarbeit von TheaterkünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und Archiven und regt die Theater zur Mitwirkung an.“ [weiterlesen]






Was bedeuten für Sie Inszenierungsdokumentationen?
Was sind für Sie die drängendsten Fragen deren Zukunft betreffend?
„Im Jahr 2010 kam ich durch Zufall zu der Aufgabe, die Probenarbeit von Dimiter Gotscheff an seiner Inszenierung „Krankenzimmer Nr.6“ nach Anton Tschechow am Deutschen Theater Berlin anhand von Probenprotokollen zu dokumentieren. Ein Kaltstart war das damals im Berliner Winter, dem kältesten meines Lebens mit minus 20 Grad Außentemperatur. Die Beispiele von Inszenierungsdokumentationen, die ich mir im geheizten Lesesaal des Archivs Darstellende Kunst der Akademie der Künste anschaute, gaben eine ungefähre Ahnung davon, worum es bei den Protokollen gehen könnte. Aus der gedacht einmaligen Tätigkeit des Dokumentierens ist im Rückblick betrachtet ein Berufsweg geworden. Probendokumentation wurde zu meinem Thema in der Magisterarbeit und später auch in meiner Dissertation „Die Dokumentation von Theaterproben. Eine interdisziplinäre Methodenreflexion“.“ Lucas Herrmann [weiterlesen]
„Das Dokumentieren, also das Aufzeichnen der Gedanken und Probenprozesse, hält sowohl die Arbeitsweise eines Regisseurs oder Ensembles fest – was für Lehrzwecke ungeheuer wertvoll ist. Es hält aber gleichzeitig ein Zeitgefühl, ein Zeitdenken fest. Dies sind einzigartige historische Zeugnisse. Zudem ist es theatergeschichtlich absolut notwendig, diese Entstehungsprozesse dokumentiert zu haben. Denn anhand von Aufführungsmitschnitten, Vorstellungs- oder Pressefotos können lediglich Ästhetik und Bildsprache bewahrt werden, aber nicht die Denkprozesse und die Art des miteinander Wirkens während des künstlerischen Prozesses.“ Susanne Knapp [weiterlesen]
„Vor Jahren suchte ich nach Quellen zu Einar Schleefs Inszenierung „Salome“, weil diese bekanntlich mit einem langen stummen Tableau Vivant begann, das die Zuschauer regelmäßig in Rage versetzte. Im Schleef-Nachlass des Akademie-Archivs fand ich zwar nichts zu diesem Tableau. Dafür aber ein Videoband mit der Aufschrift „Konversationsprobe 3/1997“. Es handelt sich dabei um die 88-minütige Aufzeichnung einer Sprechprobe dieser Inszenierung im Frühsommer, bei der im beengten Konversationszimmer des Düsseldorfer Schauspielhauses das Regieteam, die DarstellerInnen und der Chor gemeinsam durch eine dramatische, zuweilen hochkomische Krisensituation gehen, an deren Ende eine großartige, komplexe Dialogszene steht. Mehr als durch ein Foto oder einen Stücktext wird durch diese Aufzeichnung die Arbeitsweise des Theatermachers Einar Schleef und der Beteiligten anschaulich.“ Barbara Gronau [weiterlesen]
Netzwerk
Weil die Dokumentationstätigkeit an der Schnittstelle von Theaterpraxis, Archiv und Wissenschaft stattfindet, pflegt der Förderverein Theaterdokumentation e.V. neben der Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste Berlin auch den fachlichen Austausch mit Theatern, Hochschulen, Universitäten und ist Mitglied im Bundesverband der Theatersammlungen im deutschsprachigen Raum [TheSiD] und beim Runden Tisch Berliner Theaterarchive [RTBTA]
Verein
Der Zweck des Vereins ist die Förderung der Dokumentation aktueller Theaterarbeit (Inszenierungsdokumentationen, Dokumentationen und Sammlungen über die künstlerische Arbeit von Theaterensembles und einzelnen Persönlichkeiten) und die Verbreitung von erarbeiteten Ergebnissen.
Dokumentation
Die Schwerpunkte der Arbeit lagen in den letzten 30 Jahren auf folgenden Projekten:
Reihen „TheaterArbeit“ &
„Theaterdokumentation“
„Theater in der DDR – Modellsituationen und exemplarische Prozesse“
„Theater in der Wende“
„Die Wirkung der Theaterarbeit von Frank Castorf“

Wolfgang Engel inszeniert Goethes Faust
am Staatsschauspiel Dresden 1990
dokumentiert von Dieter Görne
Mein Kapital bin ich selber
Gespräche mit Theaterfrauen in Berlin-O 1990 / 1991
von Renate Ullrich
TheaterArbeit, Berlin 1991


Foto: Wolfgang Gregor
Theater des Augenblicks
Die Theaterarbeit Frank Castorfs.
Eine Dokumentation von Siegfried Wilzopolski
TheaterArbeit, Berlin 1992
Sehnsucht nach unentfremdeter Produktion
Der Regisseur Peter Konwitschny
Ein Materialbuch von Frank Kämpfer:
Berlin 1992

Foto: Andreas Birkigt
Regie: Heiner Müller
Der Lohndrücker 1988
Hamlet/Maschine 1990
Mauser 1991
von Martin Linzer / Peter Ullrich
TheaterArbeit, Berlin 1993


Bühne im Raster
Die audiovisuelle Theaterdokumentation
von Rainer Lindemann und Christiane Wandke
TheaterDokumentation, Berlin 1993
nachgefragt
Gerhard Meyer
Ein Leben im Theater
von Renate Ullrich mit einem Vorwort von Dieter Görne
TheaterArbeit, Berlin 1997
