Zur Geschichte des Fördervereins Theater-Dokumentation e.V. und der „Sammlung Inszenierungs-Dokumentationen“
Der gemeinnützige kulturelle Förderverein Theaterdokumentation e.V. hat sich am 6.11.1990 gegründet, um die Archiv- und Bibliotheksbestände des sich auflösenden Verbandes der Theaterschaffenden der DDR zu übernehmen. Ziel war, das Material zu sichern, weiter für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten und die Publikationsreihe zum Theater sowie die „Sammlung Inszenierungsdokumentationen“ fortzuführen.
Diese im deutschsprachigen Raum einmalige Sammlung enthält systematisch gesammelte Theatermaterialien und produzierte Dokumente (wie Probenprotokolle, Beschreibungen, Fotodokumentationen, Interviews, audio-visuelle Aufzeichnungen) zur Vorbereitung, Probenarbeit und Wirkung von ausgewählten Inszenierungen.

Diese aktive Dokumentationstätigkeit wurde Mitte der 1960er Jahre gemeinsam von der Akademie der Künste (Ost) und dem Verband der Theaterschaffenden der DDR begonnen, der sie ab 1974 fortgesetzt hat. Die Anregungen dafür, wie ein äußerst komplexer, kollektiver Prozess einer Theaterproduktion beobachtet, dokumentiert und nach außen transparent gemacht werden kann, lieferten Bertolt Brecht am Berliner Ensemble und Walter Felsenstein an der Komischen Oper Berlin. Sie haben ihre eigene Arbeit reflektiert und mit genauen Beschreibungen in Modellbüchern, Dokumentationen, Publikationen und Regiechroniken festgehalten, um ihre Erfahrungen mit anderen Theaterschaffenden zu teilen und öffentlich zu machen. Für die beiden Theaterreformer bedeutete Theaterarbeit auch Forschungsarbeit.
1991 wurde das vom Förderverein Theaterdokumentation e.V. getragene Zentrum für Theaterdokumentation und –Information als erhaltenswerte Archiveinrichtung in das Förderprogramm „Substanzerhaltungsprogramm länderübergreifende Maßnahmen“ des Bundesministeriums des Innern (BMI) aufgenommen und bis 1993 durch das BMI, das Land Berlin, das Land Brandenburg und die Stiftung Kulturfonds finanziert.
In diesem Zeitraum entstanden über 200 Dokumentationen und sechs Publikationen in der Reihe „TheaterArbeit“. Darüber hinaus wurde die Sammlung „Theater in der Wende“ begonnen, um die Veränderungen der Theaterlandschaft Anfang der 1990er Jahre zu dokumentieren.
1994 erfolgte die Übernahme der Bestände sowie der Mitarbeiter*innen des Zentrums für Theaterdokumentation und –Information durch die Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg. Seitdem unterstützt der Förderverein Theaterdokumentation e.V. den Arbeitsbereich Inszenierungsdokumentation des Archivs Darstellende Kunst durch die Herstellung von Inszenierungs-dokumentationen, Interviews, retrospektiven Dokumentationen und Publikationen. Gemeinsam werden Fachtagungen wie das Symposium „Die Zukunft der Theaterdokumentation“, Workshops und öffentliche Veranstaltungen (Veranstaltungsreihe TheaterArbeit) durchgeführt und in Rundfunksendungen öffentlich gemacht. Der Arbeitsbereich Inszenierungsdokumentation des Archivs der Akademie der Künste beherbergt heute mehr als 1000 Dokumentationen zu Inszenierungen des Schauspiel- und Musiktheaters. Sie ermöglichen tiefe Einsichten in die Entstehung und das Ergebnis von Inszenierungen und damit auch in die Arbeitsweisen von über 300 Regisseur*innen an 120 Theatern im deutsch-sprachigen Raum und in die Zeitgeschichte, die sich in vielen berühmt gewordenen Inszenierungen niedergeschlagen hat. Eine weitere Aufgabe des Fördervereins Theaterdokumentation e.V. ist Forschungsarbeit anzuregen, so wie mit den beiden Projekten „Die Wirkung der Theaterarbeit von Frank Castorf“ und „Theater in der DDR – Modellsituationen und exemplarische Prozesse“.
Da die Dokumentationstätigkeit an der Schnittstelle von Theaterpraxis, Archiv und Wissenschaft stattfindet, pflegt der Förderverein Theaterdokumentation e.V. neben der Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste auch den fachlichen Austausch mit Theatern, Hochschulen, Universitäten und ist Mitglied im Bundesverband der Theatersammlungen im deutschsprachigen Raum (TheSiD) und beim Runden Tisch Berliner Theaterarchive.
Konstanze Mach-Meyerhofer / September 2021